Geschichte

Die Anfänge

Leider existieren aus der Zeit der Gründung des Junggesellen-Schützenvereins keinerlei schriftliche Unterlagen. Vermutlich haben solche auch nie bestanden ,da der Verein vornehmlich in seiner ersten Zeit einen recht losen Zusammenhalt hatte. Satzungen hat er sich aus eigenem Antrieb heraus nie auferlegt.

Aufgrund dessen gilt das älteste überlieferte Kleinod des Vereins, der Schmuck des Schützenkönigs, ein silberner Vogel mit der Eingravierung „J. Brödder 1821“ als Beweis für das Gründungsjahr des Vereins. Es ist jedoch durchaus denkbar, dass der Verein bereits wenige Jahre vorher gegründet wurde.

So gibt der Maurer Caspar Grothe am 1. Mai 1878 auf dem früheren Landratsamt in Lippstadt folgende Erklärung zu Protokoll: „In Anröchte ist zur Erinnerung an die glücklich beendeten Freiheitskriege gleich nach demselben ein Junggesellen-Schützenverein gegründet worden und feiert derselbe nach seinen Statuten alljährlich am 12. und 13. Mai das Schützenfest.“

Die Gründe, die zur Bildung des neuen Vereins geführt haben, waren sicherlich vielschichtig. Ein wesentlicher Grund war die Tatsache, dass Knechte, Dienstboten und Arbeiter aufgrund ihres Standes nicht Mitglied der bestehenden Schützenbruderschaft in Anröchte werden konnten. Die Unverheirateten dieser Bevölkerungsschicht durchdrungen von Freiheitsgedanken jener Zeit, waren wohl die treibenden Kräfte. Aufgrund der Teilnahme an den napoleonischen Feldzügen waren die jungen Menschen weltoffener geworden und standen somit dem althergebrachten kritischer gegenüber. In derselben Zeit der Umwälzung und des Neubeginns wurde der Junggesellen-Schützenverein Anröchte gegründet. Über das Vereinsleben in den ersten Jahren nach der Gründung ist leider nichts mehr bekannt. Alte Aufzeichnungen beim früheren Landratsamt berichten lediglich, dass der Junggesellen-Schützenverein Anröchte im wesentlichen aus unverheirateten Dienstboten und Steinbrucharbeitern sowie „Eingesessenen“ bestand.

Bereits im Jahre 1858 begannen die ersten Bemühungen, die beiden Anröchter Schützenvereine zu vereinigen. In der behördlichen Verfügung des Landrates Freiherr von Schorlemer vom 02.09.1858 wird verlangt, dass sich die verschiedenen Schützengesellschaften in kleineren Orten vereinigen sollen.

Eine Verschmelzung der beiden Vereine wurde dadurch vermieden, dass der Amtmann Carthaus in einem Schreiben an den Landrat erklärte, der Junggesellen-Schützenverein sei nicht als eine dauernd verbundene Gemeinschaft zu betrachten, da vornehmlich die ihm angehörenden Knechte sich nicht über längere Zeit dem Verein verpflichten könnten.

Um weiterhin die Erlaubnis zum Feiern von Schützenfesten zu erhalten, trat am 3. Mai 1859 die erste Satzung des Junggesellen-Schützenvereins in Kraft. Schützenkönig war in diesem Jahr übrigens Carl Vogt.

Danach schweigen die Akten wieder bis zum Jahre 1877. In diesem Jahr errang Caspar Grothe die Königswürde. Soweit ist bekannt, dass in den vergangenen Jahren nicht alljährlich ein Schützenfest gefeiert werden konnte, so fallen in diesen Zeitraum z.B. die Kriege von 1866 und 1870 – 71.

Im Jahre 1878 beantragte der Verein wieder für den zweiten Sonntag im Mai, ein Schützenfest auszurichten. Die Genehmigung wurde von der Polizei mit der Begründung verweigert, dass am Ostersonntag Junggesellenschützen an Ruhe störendem Lärm beteiligt gewesen sein. Trotz formellem Protest beim Landrat wurde die Feier nicht genehmigt. Aufgrund dieser bösen Erfahrung wird dem Landrat mit dem Datum vom 17.04.1879 eine neue Satzung vorgelegt und auch genehmigt.

Zu den Schützenfesten der 1879 bis 1883 bemerkt Amtmann von Papen lediglich, dass sie ohne besondere Vorkommnisse gefeiert wurden. Ab 1887 wird vom JSV ein noch vorhandenes Protokollbuch geführt. So nahm am Schützenfest 1887 77 Mitglieder teil. Ebenfalls wird in diesem Jahr erstmals das heute noch übliche „Sternschießen“ am Montagmorgen erwähnt. Beda Jäger wird der Nachfolger des bisherigen Vorsitzenden Caspar Gerken.

1888 sollte aufgrund des Ablebens von Kaiser Wilhelm I. wieder einmal die Genehmigung zum Schützenfest verweigert werden. Doch der Drang nach einer Feier des alljährlichen Festes hat über die „von oben“ angeordnete Trauer gesiegt.

1889 befinden sich zwei Fahnen, drei Offiziershüte, drei Lanzen, eine Königskrone und natürlich der silberne Vogel im Besitz des Vereins. Die genannten zwei Fahnen sind heute nicht mehr vorhanden. Die Hüte der drei Offiziere hatten lt. mündlicher Überlieferung bereits ihre heutige Form und waren auch mit Papierblumen geschmückt. Der Blumenschmuck wurde von den jungen Burschen anlässlich ihrer Musterung laufend erneuert. Als Lanzenträger fungierten der Vorsitzende, der Feldwebel und der Schriftführer. Eine besondere pflegliche Behandlung haben die drei Lanzen wohl nicht genossen, denn fast in jedem Jahr steht auf der Ausgabenseite ein Betrag für die Reparatur der Lanzen. In der Versammlung von 1889 wurde Franz Diemel zum Vorsitzenden gewählt.

Im Jahre 1890 unternahm die Regierung in Arnsberg einen erneuten Versuch, die beiden Schützenvereine zusammenzulegen. Ein Erfolg war diesen Bemühungen jedoch wiederum nicht beschieden. 77 Mitglieder feierten wie üblich ihr Fest unter Zelten auf der Amtswiese mitten im Ort. Die Schänke lag seinerzeit in den Händen von Gastwirt Wieneke.

Die Feste 1891 bis 1893 verliefen ohne besondere Vorkommnisse. Im Jahre 1894 übernahm Fritz Wiek den Vorsitz im Verein. Als besondere Ausgabe ist der Betrag von 20 Mark als Anteil an der gemeinsam mit dem MSV neu errichteten Vogelstange aufgeführt. Die Vogelstange stand im Walddistrikt „Birken“. Nach dem 1. Weltkrieg wurde sie dann an den heutigen Standort „Am Wichsberg“ versetzt.

Der Vorsitzende Fritz Wiek schoss 1895 erstmals am Montag den Vogel ab. Neuer Vorsitzender wurde Franz Trost, der jedoch bereits 1896 von Franz Kussmann abgelöst wurde.

Die Generalversammlung 1898 beschloss, das Vogelschießen wieder wie ursprünglich am Sonntag zu veranstalten. Ludwig Kerkhoff wurde zum Vorsitzenden gewählt. Die weiteren Vorsitzenden hießen Josef Schmidt und Josef Luig. Unter seiner Führung spendete Junggesellen-Schützenverein 1902 70 Mark für das Kriegerdenkmal und 50,00 DM für das neue Krankenhaus.

In den Jahren von 1904 bis 1906 war Franz Killing Vorsitzender, der bei den Ausgaben das leibliche Wohl der Mitglieder nie vergaß. Die Generalversammlung 1906 wählte Josef Lange zum Vorsitzenden. Mit der Wahl 1908 von Josef Schulenberg kam wieder neues Leben in den Verein.

Für 200,00 DM kauften die Junggesellen 1910 eine neue Fahne mit dem Bildnis des Hl. Pankratius. Erstmals wurde für die Jungfrauenfahne ein Fähnrich gewählt. Die Versammlung bestimmte Fritz Thöne zum Vorsitzenden.

Das folgende Jahr seiner Amtszeit begann mit einer bösen Überraschung: Im Januar und Frühjahr des Jahres 1911 erlebte die damals verbreitete Unsitte des „Bombenlegens“ ihren Höhepunkt. Mehrere Haustreppen wurden durch selbstgebastelte Bomben beschädigt oder zerstört. Aufgrund dieser Ausschreitungen verbot der Landrat 1911 sämtliche Feste in Anröchte. Der Junggesellen-Schützenverein veranstaltete daraufhin am 2. Sonntag im Mai eine geschlossene Feier beim Festwirt. Einige Schützen zogen statt des Vogels eine schwarze Fahne an der Vogelstange auf.

Im Jahre 1913 wurde die 2. heute noch erhaltene Fahnen geweiht. Am 20.7.1913 übernahm Franz Thöne als letzter Vorsitzender vor dem 1. Weltkrieg die Führung im Verein. Das Schützenfest 1914 konnte jedoch, wenige Wochen vor Kriegsbeginn, noch geliefert werden.

Der erste Weltkrieg brachte eine schmerzliche Unterbrechung. Der größte Teil der Mitglieder wurde zu den Waffen gerufen und fielen im Krieg.

Zwischen den Weltkriegen

Nach Beendigung des 1. Weltkrieges trafen sich die Junggesellen am 09.02.1919 zu ihrer ersten Mitgliederversammlung. Die Versammlung beschloss, auf Fastnacht eine Kriegerheimkehrfeier zu veranstalten. Ferner sollte am Fastnachtdienstag eine hl. Messe für die gefallenen Mitglieder gelesen werden. Die Generalversammlung im April 1919 beschloss, dass statt des Schützenfestes ein Pfingstball zugunsten der Kriegsgefangenen gefeiert werden sollte. Die Leitung der Versammlung hatte der Vorsitzende Franz Thöne. Auf Beschluss der Generalversammlung im Herbst 1919 erhielten alle Kriegsgefangenen nach ihrer Heimkehr einen Betrag in Höhe von 20 Mark. Am zweiten Sonntag im Mai des Jahres 1920 feierten 144 Mitglieder beim Festwirt Schnöde wieder ihr traditionelles Schützenfest. Franz Schlüter errang die Würde des Schützenkönigs. Eine Abordnung nahm an der Jubelfeier des Junggesellen-Schützenvereins Warstein teil. In der Herbstversammlung 1920 wurde Franz Gärtner zum neuen Vorsitzenden gewählt.

Unter seiner Führung beging der Verein am 7., 8. und 9. Mai 1921 die Feier eines 100jährigen Bestehens. Das Fest wurde im Saal Schnöde und in eigens hierfür aufgebauten Zelten von 161 Mitglieder gefeiert. Zum Fest spielte die seinerzeit bekannte Kapelle Braunhardt aus Heiligenstadt auf. Den letzten Schuss aus „Kösters Donnerbüchse“ feuerte Josef Arens auf den Königsadler ab. Zur Königin erwählte er sich Fräulein Josefa Daniel Aus. Am Schützenfestdienstag trafen sich nochmal ca. 80 Schützen zur Nachfeier mit der Musikkapelle Braunhardt im Saal Stratmann.

Die Generalversammlung vom Juli 1921 wählte Philip Stratmann zum neuen Vorsitzenden. Das Vereinsjahr 1922 begann mit der Generalversammlung im Januar. Laut Beschluss sollten neue Röcke für die drei berittenen Offiziere angeschafft werden. Bis dahin stellten Mitglieder, die beim Militär gedient hatten, ihre Uniformröcke zur Verfügung.

Aufgrund der unsicheren Verhältnisse wurde im Inflationsjahr 1923 die Genehmigung zur Feier des Schützenfestes nicht erteilt. Daraufhin veranstaltete der Verein am 13. Mai einen Ausflug in den Wald. Im Juni unternahm der Vorstand erneut einen Versuch, um die Genehmigung für eine nachträgliche Schützenfestfeier zu erhalten, jedoch ohne Erfolg. Die Mitgliederversammlung im Juni 1923 beschloss nur mit einer Gegenstimme, das Schützenfest am 11. und 12. August auch ohne Genehmigung zu feiern. An diesem Fest nahmen 85 Mitglieder teil. Schützenkönig wurde wie im Vorjahr Josef Busch. Wegen Verstoßes gegen das Festverbot erhielt der Verein eine hohe Geldstrafe, die man jedoch angesichts des tollen Festes gerne in Kauf nahm. Den Einnahmen des Jahres 1923 von 19.221.936 Mark standen Ausgaben in Höhe von 13.488.000 Mark gegenüber.

1924 fuhr der Schützenverein mit seinem neuen König Josef Frisse auf drei Pferdewagen mit dem Tambourkorps und 100 Liter Freibier zur Jubelfeier des Junggesellen-Schützenvereins Rüthen. Die Generalversammlung vom August 1924 bestimmte Karl Schmidt zum neuen Vorsitzenden, der jedoch bereits 1926 wieder von Philip Stratmann abgelöst wurde. 194 Schützen ermittelten in diesem Jahr in Josef Esken ihren neuen König. Eine Abordnung nahm am 200jährigen Jubelfest des Junggesellen-Schützenvereins Erwitte teil.

Die Generalversammlung im Februar 1927 beschloss, dass sich alle Mitglieder mit zwei Tagelöhnen am Bau des Schützenhauses beteiligen sollten. Dieses Projekt konnte jedoch nicht verwirklicht werden. Josef Heither errang in diesem Jahr die Königswürde unter dem Jubel der 173 Schützen. Franz Henke übernahm im August den Vorsitz im Verein.

1928 erwarb sich Josef Wicker die Königswürde. Im Herbst übernahm Franz Schmidt das Amt des Vorsitzenden und löste Franz Henke ab. Franz Schmidt führte den Verein bis 1930, dann übernahm der alte Oberst Josef Schmidt den Vorsitz.

1931 bekam der König Josef Schriek-Grotendirk die erhöhte Königsprämie von 150 RM. die Generalversammlung am 05.07.1931 wählte Fritz Müller zum Vorsitzenden.

Mit Stimmenmehrheit beschloss die Mitgliederversammlung im Frühjahr 1932, trotz der schlechten Wirtschaftslage, das traditionelle Schützenfest zu feiern. In der Generalversammlung im Juni 1932 übernahm Wilhelm Schütte das Amt des Vorsitzenden. Mit einer Rekordbeteiligung von 207 Schützen war das Schützenfest 1933 das zahlenmäßig größte Fest vor dem zweiten Weltkrieg. Aus dem Vogelschießen am Sonntag ging Albert Bürger als neuer König hervor. Festwirt Schnöde sorgte in altbewährter Weise für Speisen und Getränke.

Mit dem Jahre 1934 begann für den Junggesellen-Schützenverein eine nicht immer ganz leichte Zeit. In der Generalversammlung wurde Wilhelm Schütte zum Vorsitzenden gewählt und der Beitritt zum „Kreisschützenbund“ sowie zum „Schützenbund für das kurkölnische Sauerland“ beschlossen. Auf dem Schützenfest holte Ernst Stratmann mit seinem Pflichtschuss den letzten Rest von der Vogelstange.

Das Jahr 1935 begann für den JSV mit dem erneuten Versuch, eine Vereinigung mit dem Männerschützenverein vorzunehmen. Die Generalversammlung im Januar lehnte eine Fusion einstimmig ab und wählte Josef Roß zum neuen Vorsitzenden. Während in vielen Orten der näheren Umgebung nur noch ein Fest gefeiert werden durfte, feierten in Anröchte beide Schützenvereine ihr Fest.

1936 wurde von 195 Mitgliedern im Mai das traditionelle Schützenfest gefeiert, bei welchem Josef Wieneke den Königsschmuck des Vereins trug.

Die Jahre 1937 bis 1939 waren von einer ständig fallenden Mitgliederzahl gekennzeichnet. Im Jahre 1938 hatte der Verein nur noch 123 Mitglieder. Auf dem letzten Schützenfest vor dem zweiten Weltkrieg konnte der alte König Heinrich Rinsche seinem Nachfolger Heinrich Wieneke für die Zeit seiner Regentschaft viel Glück wünschen. Die Jahre seiner Amtszeit überbrückten das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte.

Erinnerungen an unser erstes Nachkriegsschützenfest 1948

Wir schreiben das Jahr 1947. Seit zwei Jahren war der Krieg zu Ende. In Europa schweigen die Waffen. Bei der Bevölkerung keimte langsam neuer Lebensmut und neue Hoffnung für bessere Zeiten auf. Unglaubwürdige Entbehrungen, Mangel an allen Gebrauchsgütern des täglichen Lebens bestimmte unser Leben. Noch befanden sich viele ehemalige Junggesellenschützen in der Kriegsgefangenschaft. Viele noch in Lazaretten, um Verwundungen und schwerste Blessuren auszuheilen. In dieser doch sehr mißlichen Lage dachte wohl niemand daran, Schützenfest zu feiern. Die vorhandenen Wunden waren noch zu frisch, das Grauen noch in jüngster Erinnerung. Aber vier Anröchter Junggesellen, Theo Reen, Erich Reen, Josef Vogt und Bernie Schrick, gestärkt vom herrlichen Frühlingswetter und feucht-fröhlicher Stimmung erinnern sich an das Datum: 2. Sonntag im Mai – Junggesellen-schützenfest. Ein Datum, welches seit Generationen in der Bevölkerung Anröchtes fest verankert ist. Einer spontanen Eingebung zufolge entschlossen sich unsere „Vier“: „Wir starten einen ausgedehnten Spaziergang zur Vogelstange am Wichsberg“. Gesagt, getan, in alten Erinnerungen schwelgend ging es zur alten Traditionsstätte. Hier angekommen, zeugten noch immer viele alte Gegenstände wie Vogelstange, Schießauflagegerüst, Ruhebänke und natürlich die ungestörte und neu erwachte Natur am schönen alten Wichsberg. Dreimal wurde nach alter Tradition die Vogelstange umwandert und die Melodie vom Fähnrich, der sich in ein Mädel verliebte, geschmettert. Und so kam es, wie es kommen mußte. Unsere „Vier“ versprachen aller Welt zum Trotz und allen negativen Voraussagen: „Wir lassen den Verein wieder neu aufleben“. Diese fast unmögliche Planung in einer so verrückt schweren Zeit ist ein fast unmögliches Vorhaben, doch für unsere “Vier“ auch möglich. Noch war die Währungsreform, die Umstellung von RM inDM in weiter Ferne. Noch galt die vielzitierte Zigaretten-Währung. Aber unsere „Vier“ ließen sich nicht entmutigen und griffen beherzt zu. Eine 1. Versammlung mußte einberufen werden. Alle Anröchter Junggesellen mußten motiviert werden, zum Mitmachen und auch, um Verantwortung zu übernehmen. In der ersten Versammlung mußte gleich ein Vorstand und ein Offiziercorps gewählt werden. Alles ging zügig über die Bühne und die viele Detailarbeit konnte beginnen und das anvisierte Ziel Junggesellen-Schützenfest 1948 konnte erreicht werden. Alte Vereinsmitglieder der Vorkriegsjahre konnten zur Mitarbeit geworben, wertvolle Erfahrung gesichert werden. Vorstand und Offiziere tagten jede Woche einmal. Unglaubliche Probleme und Schwierigkeiten traten immer auf´s Neue auf. Nur einige Beispiele: In Lippstadt hatte sich eine englische Militärregierung, zuständig für den Kreis Lippstadt, etabliert. Der berüchtigte Entnazifizierungsbogen mußte vom Vorstand ausgefüllt werden. Schußwaffenbesitz bedeutete Zuchthaus und das für Jahre. Alte Vereinsausrüstungen waren nicht vorhanden, sondern mußten bei Vorkriegsvorständen und Offizieren wieder beschafft werden. Uniformen, Offiziershüte, Vereinsschärpen, Lanzen, Fahnen, Degen, Hofdamenschärpen, Königs- und Sternkönigskette usw.. Alles fehlte und mußte in Kleinarbeit aufgetrieben werden. Wie konnte eine Erweiterung des Schnöd´schen Saales durch Zelte geschaffen werden? Wo und wie konnte Tambourcorps und Blasmusik verpflichtet werden? Wie konnten diese vielen Musikanten untergebracht und, was sehr schwierig war, verpflegt werden? Auch fehlten noch überall Musikinstrumente, um einen klangvollen Musikkörper zu erreichen. Noch viele Schwierigkeiten könnten hier aufgezählt werden. Die Suche nach Lebensmitteln zum Eintausch der Zelte und Versorgung auswärtiger Musiker brachte neu etablierte Organisationen auf den Plan. Aber kein Wenn und Aber, keine Vorwürfe, keine Meckereien hielten die Junggesellen von dem eingeschlagenen Weg ab. Eine unglaubliche Zusammenarbeit, viel Vorfreude und Freude, z.B. beim Erstellen der traditionellen Festpredigt, Dünnbier und Marke Eigenbau erbrachten immer wieder die poetische Stimmung. Soviel Idealismus mußte belohnt werden und wurde auch belohnt durch das Aufmaschieren von mittlerweile schon 225 Mitgliedern mit Vorstand, Offizieren, Königspaar mit Hofstaat zum Junggesellen-Schützenfest 1948: ( Aufgezeichnet von Karl Gockel und Bernie Schrick )

Vorstand und Offiziercorps 1948
1. Vorsitzender: Wilhelm Wicker
Geschäftsführer: Karl Gockel
Oberst: Theodor Reen
Hauptmann: Berda Jäger
Adjutant: Josef Vogt
1. Fähnrich: Bernhard Sommer
2. Fähnrich: Bernhard Schrick
Königsoffiziere: Josef Förster, Heinz Schütte
Feldwebel: Josef Köster
Offiziere der 1. Fahne: Erich Killing, Werner Grothe
Offiziere der 2. Fahne: Ewald Rickert, Erich Reen

Neubeginn nach dem zweiten Weltkrieg

Bereits am 9. September 1947 fand im Cafe Stratmann wieder die erste Generalversammlung des Junggesellen-Schützenvereins statt. Zum Vorsitzenden wurde einstimmig Wilhelm Wicker gewählt. Als Termin für das erste Schützenfest legte die Versammlung den 9. und 10. Mai 1948 fest. 1947 veranstaltete der Verein einen Schützenball am Erntedankfest und einen Silvesterball:

Beim ersten Schützenball 1948 wurde erstmals uin der Geschichte des Vereins der Vogel mit Holzkeulen abgeworfen. Als bester Werfer erwies sich Bernhard Schrick, der damit Heinrich Wienecke als Vorkriegskönig ablöste.

Die Generalversammlung nach dem Fest bestimmte Theodor Reen zum neuen Vorsitzenden. Unter seiner Führung fand 1949 das erste Schützenfest nach der Währungsreform statt. Die Genehmigung des Schützenfestes war ebenso wie im Vorjahr nur durch den Beitritt zum „Westfälischen Heimatbund“ zu erreichen, da die englische Besatzungsmacht alle Schützenvereine verboten hatte. Am Schützenfestsonntag mußte der Vogel mit Steinen abgeworfen werden, da man die Holzkeulen mitzunehmen vergaß. Unter dem Jubel der Schützen holte Karl-Heinz Berghoff den letzten Rest von der Stange.

Neuer Vorsitzender wurde im Jahre 1950 Paul Kußmann. Das Schützenfest am 2. Sonntag im Mai fand letzmalig beim Festwirt Schnöde statt. Aus dem Vogelschießen mit der Armbrust ging Heinrich Ahlke als Sieger hervor.

Im Jahre 1951 beginnt der Junggesellen-Schützenverein sein 130-jähriges Bestehen. Das Festjahr begann mit der Generalversammlung im Februar, in der Heinz Frisse das Amt des 1. Vorsitzenden übernahm. Für den Betrag in Höhe von 2.000,-DM wurde Arnold Stratmann die Festschänke übertragen. Im Festzug sah man die Hofdamen erstmalig in Begleitung von Hofherren. Beim „Vogelschießen“ mit Jagtgewehren errang Rudolf Wieneke die Würde des Schützenkönigs. Er stiftete die heute vom König getragene Königskette. Trotz der Schlechten Witterung feierten die Schützen und Gäste unter den Klängen der Musikkapelle Rietberg auf der Wiese vor dem Volkshaus ein schönes Jubelfest.

Inder Generalversammlung am 18. Februar 1952 übernahm Josef Reen die Führung des Vereins. Er behielt sein Amt bis zum Jahre 1954. Für hervorragende Leistungen wurde ihm später, erstmalig in der Geschichte des JSV, der Titel eines Ehrenvorsitzenden verliehen. Das Schützenfest 1952 fand in der neuerrichteten Volkshalle statt, wo der Festwirt Schnöde für Speisen und Getränke sorgte. Zum Festzug am Sonntag traten die Schützen erstmals mit einheitlichen weißen Mützen an. In ihrer Mitte marschierte Franz Kirchhoff als König.

Zur Vervollständigkeit der Uniform tragen die Schützenbrüder seit dem Schützenfest 1953 weiße Uniformhosen. Die Schänke wurde in diesem Jahr an August Sommer vergeben. Die 162 Mitglieder feierten mit Helmut Heuken ihren neuen Schützen-könig.

Das Vereinsjahr 1954 war weiterhin von finanziellen Problemen gekennzeichnet. Die GEMA und auch das Finanzamt traten mit erheblichen Nachforderungen an den Verein heran. Neben dem Schützenfest ist als besonderer Höhepunkt das Wunschkonzert mit der Kapelle Gerlach zu nennen. Das Konzert war verbunden mit der Wahl „Wir suchen das ideale Königspaar“, woran sich die Königspaare aus Berge, Effeln, Mellrich und Anröchte beteiligten. Mit dem Erlös der Veranstalltung konnten einige Finanzlöcher gestopft werden.

Nachdem der Verein in der außerordentlichen Generalversammlung vom 4.12.1954 zur Vermeidung erheblicher Steuernachzahlungen formell aufgelöst wurde, ging aus der Gründungsversammlung im Januar 1955 Wilhelm Röper als neuer Vorsitzender hervor. Schützenkönig wurde in diesem Jahr Reinhard Schulenberg.

Am Schützenfest 1956 nahmen 213 Mitglieder teil. Die Schänke hatte erstmals eine Anröchter Wirtevereinigung für 3.100,-DM übernommen. Zum Fest spielte die Musikkapelle Scharfenberg und wie in den vorherigen Jahren bereits das Tambourkorps Anröchte. Am ersten Bundesschützenfest in Schmalenberg 1956 nahm eine Abordnung des Vereins und der amtierende König Reinhard Schütte teil.

Unter den Klängen der Musikkapelle Scharfenberg feierten 1957 201 Schützen den neuen König Ludwig Schulte. Für das leibliche Wohl der Festteilnehmer sorgte Festwirt Ernst Stratmann.

Im Jahre 1958 übernahm Ernst Kirchhoff die Führung des Schützenvereins. In seiner Amtszeit fallen zwei Schützenfeste, aus denen Fritz Schütte und Arthur Wolf als Vogelkönige hervorgingen.

Das Vereinsjahr 1960 begann mit der Generalversammlung im Januar, die Fritz Müller zum neuen Vorsitzenden wählte. Da der Junggesellen-Schützenverein als erster Verein im hiesigen Raum die Auflage zum Bau eines Kugelfanges erhielt, lag die Verwirklichung dieses Projektes in seinen Händen. Mit großem Einsatz gelang es, bis zum Schützenfest im Mai das Werk zu vollenden, so daß Beda Birwe die Möglichkeit erhielt, den Vogel in der vorgeschriebenen Form abzuschießen.

Das Jahr 1961 brachte für die Junggesellen ein freudiges Ereignis. Beim 3. Bundesschützenfest in Warstein erwies sich der König des Junggesellen-Schützenvereins Horst Hammer als bester Schütze und errang den Titel eines Bundesschützenkönigs

Die Generalversammlung 1962 wählte Eugen Grothe zum neuen Vorsitzenden. Fritz Müller wurde in Würdigung seiner Leistungen für den JSV zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Am Fest des gleichen Jahres nahmen218 Mitglieder teil, und Theo Rödermund schoß den Vogel ab. Rudolf Sobieray fungierte als Festwirt.

IM Jahr 1963, in welchem Heinz Blanke den Vereinsvorsitz inne hatte, fand unter der Regie des Männer-Schützenvereins das Bundesschützenfest statt. Am Schießen um die Bundeskönigswürde nahm auch der amtierende König des JSV Ernst-Josef Heither teil.

In der Generalversammlung vor dem Fest 1964 wurde Franz Groove neuer Vorsitzender. Er hatte dieses Amt vier Jahre inne und ist somit einer der Vorsitzenden mit der längsten Amtszeit in der Vereinsgeschichte. Den Königsschmuck trug in diesem Jahr Karl-Josef Pöther.

1965 erfolgte die Schlußabnahme des Kugelfanges, nachdem einige Verstärkungen vorgenommen werden mußten. Wilfried Grothe holte unter dem Jubel der Schützen den letzten Rest des Vogels von der Stange.

In mehreren Vorstandsversammlungen wurde heftig diskutiert, ob zur Intensivierung des Vereinslebens eine Ehrenkompanie gegründet werden sollte. Mehrfach war bereits von Jungverheirateten der Wunsch geäußert worden, auch nach der Verheiratung weiter aktiv im Junggesellen-Schützenverein tätig sein zu können. Nach langen Diskussionen, auch in der Bevölkerung, wurde schließlich der Beschluß gefaßt, ab 1966 eine Ehrenkompanie einzuführen. Somit wählte die Generalversammlung im Januar 1966 Reinhard Schütte zum ersten Feldwebel der Ehrenkompanie. Es ist zum großen Teil sein Verdienst, daß diese Neugründung ein voller Erfolg war. Die Mitglieder der Ehrenkompanie sind zwar vom Vogelschießen ausgeschlossen, von der Möglichkeit am Sternschießen teilzunehmen wird reger Gebrauch gemacht. Alfred Hellemeier errang 1966 die Würde des Schützenkönigs.

Das Schützenfest 1967 wurde nach alter Tradition am 2. Sonntag im Mai gefeiert und brachte Heinz Wieneke als neuen Regenten hervor.

Im Jahre 1968 löste Peter Geweiler Franz Groove als Vorsitzenden ab. Zum Schützenfest hatte Adalbert Bürger aus Eslohe die Schänke übernommen. Vor der Schänkevergabe gab es einige hitzige Debatten, ob überhaupt einem auswärtigen Wirt der Zuschlag erteilt werden sollte. Dieses Problem und auch die Schwierigkeiten mit der Marschgenehmigung waren jedoch während des Festes vergessen. Karl Henneböhl ging beim sonntäglichen Vogelschießen als bester Schütze hervor.

Für 1.750,-DM schaffte der Verein im Jahre 1969 eine Fahne für die Ehrenkompanie an, die am Schützenfestsommtag von Vikar Schöning geweiht wurde. Neuer Junggesellenkönig unter der Vogelstange „Am Wichsberg“ wurde Josef Fischer.

Das Vereinsjahr 1970 war bereits ausgefüllt mit den ersten Vorberitungen für das 150-jährige Jubelfest. Dem neuen Vorsitzenden Dieter Dante und dem erstmalig für zwei Jahre gewählten Vorstand wurde ein Festausschuß zur Seite gestellt. Im 149. Vereinsjahr hieß der amtierende Vogelkönig Willi Epping.